Sanftes Knochensetzen
Was ist Knochensetzen?
Knochensetzen ist eine traditionelle Heilmethode, bei der Gelenke mobilisiert oder manipuliert werden, d. h. ihre Beweglichkeit verbessert wird. Bei mehreren Arten von Knochensetzen werden auch die Weichteilgewebe mobilisiert. Laut der Weltgesundheitsorganisation zeichnet sich die traditionelle Medizin dadurch aus, dass sie auf der Tradition des Landes basiert, in dem sie praktiziert wird. Dies unterscheidet sie von der Komplementärmedizin, die nicht zur landeseigenen Tradition gehört. Zu den komplementären Therapien gehören beispielsweise die Osteopathie und die Chiropraktik, bei denen zum Teil die gleichen Mobilisierungen durchgeführt werden wie beim Knochensetzen.
In vielen Ländern war das Knochensetzen früher beliebter als die schulmedizinische Behandlung von Beschwerden des Bewegungsapparats, weil es billiger, leichter verfügbar und oft erfolgreicher war. Als schulmedizinische Behandlungen leichter verfügbar und erfolgreicher wurden, verschwand das Knochensetzen aus vielen Ländern. Aber auch das Knochensetzen selbst hat sich der Zeit angepasst. Die heutige Knochensetzen-Ausbildung umfasst Kenntnisse der Anatomie des Bewegungsapparats und der Kontraindikationen gegen eine Behandlung. Daher ist das Knochensetzen heute so sicher wie beispielsweise die Massage. Auch die Ergebnisse der Behandlungen sind im Allgemeinen gut. Studien haben gezeigt, dass Knochensetzen bei chronischen Kreuzschmerzen und Nackenschmerzen genauso gut oder sogar besser hilft als Physiotherapie und Massage.
Wissenschaftliche Grundlage
Ursprünglich hatte das Knochensetzen keine wissenschaftliche Grundlage. Doch im 19. Jahrhundert entwickelte der amerikanische Arzt Andrew Taylor Still aus dem Knochensetzen die Osteopathie. Auch die Chiropraktik geht auch auf das Knochensetzen im 19. Jahrhundert zurück. Dank der Osteopathie und der Chiropraktik wissen wir heute sehr gut, wie die Techniken des Knochensetzens funktionieren. Im 21. Jahrhundert hat die Forschung über die Faszien an Dynamik gewonnen. Dabei wurden Mechanismen entdeckt, durch die sanfte Formen der manuellen Therapie, wie das Kalevala-Knochensetzen, auf den Körper einwirken. Noch im letzten Jahrhundert ging man allgemein davon aus, dass die Wirkung manueller Techniken vor allem auf der mit hohem Kraftaufwand verbundenen Dehnung zäher Fasern, z. B. in Muskeln und Faszien, beruht. Heute weiß man, dass alle kontraktilen Fasern in Muskeln, Faszien und Bindegewebe letztlich vom Gehirn gesteuert werden. Damit sich diese Fasern entspannen können, müssen wir dem Gehirn über das Nervensystem die Botschaft übermitteln, dass eine Entspannung ohne Gefahr möglich ist. Anstatt das Gewebe zu zwingen, etwas zu tun, treten wir sozusagen in ein Gespräch mit ihm.
Meine Herangehensweise ans Knochensetzen
Im Jahr 2016 habe ich die dreijährige Ausbildung in Kalevala-Knochensetzen abgeschlossen. Beim Kalevala-Knochensetzen werden vor allem sanfte Techniken verwendet, von denen die meisten auf das lockere Bindegewebe unter der Haut und auf die oberflächlichen Faszien abzielen. Ich wende immer noch Techniken aus dem Kalevala-Knochensetzen an. Seit meiner Zertifizierung in Kalevala-Knochensetzen habe ich aber auch viele andere sanfte Techniken zur Mobilisation von Gelenken und Weichteilgewebe gelernt. Einige sind Alternativen zu den Mobilisationen des Kalevala-Knochensetzens. Andere ermöglichen Mobilisationen, die nicht Teil des Kalevala-Knochensetzens sind. Die meisten dieser Techniken stammen aus der Osteopathie und verschiedenen Methoden der Faszientherapie.
Osteopathie, Faszientherapie und Kalevala-Knochensetzen haben ein gemeinsames Ziel: die Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichts im Körper. Es gibt aber auch viele Unterschiede. Kalevala-Knochensetzen basiert auf der Annahme, dass Symptome wie Schmerzen hauptsächlich durch Haltungsfehler verursacht werden. Die meisten Osteopathie- und Faszienforschenden gehen heute jedoch davon aus, dass eine beeinträchtigte Beweglichkeit von Geweben oder Gelenken die Hauptursache ist. Das Knochensetzen nach Kalevala folgt immer dem gleichen Schema von Mobilisationen. In der Osteopathie wird vor allem durch Tests ermittelt, welche Körperstrukturen in welcher Reihenfolge mobilisiert werden. Der Verein Kansanlääkintäseura, der sowohl die Ausbildung als auch die Therapeutinnen und Therapeuten überwacht, hält sich streng an die finnischen Traditionen und lässt daher nur Techniken zu, die in den von ihm organisierten Kursen gelehrt werden. Die Ausbildungsinstitute für Osteopathie und Faszientherapie fördern die Kreativität der Therapeutinnen und Therapeuten. Mit meinem Hintergrund als Ingenieur liegt mir ein flexibler und auf Tests basierender Ansatz mehr. In den Jahren 2022 und 2023 habe ich diesen Ansatz in Workshops mit Jeffrey Burch weiterentwickelt.